
Blue war einer der ersten Fälle vom neuen Standort im Altmarkkreis Salzwedel. Der dortige Tierschutzverein war kapazitätsmäßig ausgelastet. Blue hatte aber nun mal bei einem Beißvorfall gegenüber dem Halter diesem in beide Hände gebissen und saß nun im Haus, während der Halter nach dem dadurch erforderlichen Arztbesuch außerhalb stand und nicht mehr in die Wohnung kam, weil Blue diese nun in seinen Besitz genommen hatte. Auch Polizei, Veterinäramt und Ordnungsbehörde sahen keinen Handlungsbedarf, da Blue sich ja im Haus aufhielt und so niemanden gefährdete.
Na klar kann man das so sehen. Aber dann muss man sich eben auch nicht wundern, wenn im nächsten Moment wieder der Alarm wegen eines ausgesetzten Hundes, wegen eines ertränkten oder tot aufgefundenen Hundes geht. Und dann braucht auch nachher keiner jammern.
Blue ist der lebende Beweis dafür, dass Deutschland in Sachen Tierschutz nichts mehr im Griff hat. Sein Halter war zudem noch gänzlich ungeeignet, sich um ein Lebewesen zu kümmern – da lag auch noch Substanzmissbrauch und anderes Suchtverhalten vor. Wo Blue herstammt, lässt sich auch nicht sicher nachvollziehen, aber eins ist gewiss: Er hat mit seinen 2 bis 3 Jahren (so schätzt der Tierarzt) schon einige unzuverlässige Menschen gesehen. Wir sind damals ausgerückt und haben ihn durch die Tür gesichert. Beißen wollte er – und dann flüchten. Den Maulkorb konnten wir nur mit Aufziehhilfe (Cluxtool) überziehen und erst nach 4 Wochen nach Sicherstellung ließ sich Blue auf Gespräche mit uns ein. Er musste sich erst mal von Menschen erholen und von unserer Welt, die ihm nie erklärt wurde.
Jeder in Deutschland kann sich einen Hund holen. Vom Züchter, vom Tierheim, aus dem Shelter oder in den Kleinanzeigen – verschenkt.
Das ist alles toll und wunderbar. Staat und Haustierindustrie reiben sich die Finger. Die verdienen da nämlich richtig dran (430 Mio Euro Hundesteuer wurden letztes Jahr kassiert. Die deutsche Haustierbranche hat 2024 knapp 7 Milliarden Euro erzielt).
Doch wehe, es geht schief. Ein Halter stirbt, geht bankrott oder war von vornherein sehr ungeeignet… nun muss er weg, der Hund. Nun ist er alt, krank oder bissig – oder alles zusammen. Wer fängt ihn auf? Korrekt: der Tierschutz. Das ist diese undefinierbare Wolke aus helfenden Händen, die Politiker und Staat nur vom Papierpamphlet mit Abkürzung TierSchG kennen – und bei der sie glauben, alles sei geregelt. Und das sind die Spinner, die Haustierbedarfläden auf die Füße treten, wenn sie lebende Tiere in ihren Schaufenstern zur Belustigung der Interessenten ausstellen. Ein seltsames Völkchen, das nur von Liebe und Applaus lebt. Verwandt mit dem Pflegedienst und eigentlich allem, was sich in Deutschland sozial engagiert. Schön anzusehen, aber dann war’s das auch.
Und genau da wohnt Blue jetzt. Er ist kein Hellhound – er hatte einfach nur Pech und seine Probleme sind menschgemacht. Er reagiert auf Bedrängung, rassetypisch auch auf zu viel Dynamik, und was er gar nicht mag, sind Menschen, die ihm unter Drogeneinfluss… JA, DAMIT IST AUCH BIER GEMEINT… zu nahe kommen. Da arbeiten wir dran!
Es gibt also Training und Schnaps – oder Schnaps, weil der Applaus zu wenig war… nein Spaß.
Blue hat sich hier gut erholt. Er ist sehr folgsam, gut verträglich mit allen Artgenossen, fröhlich und mittlerweile auch wieder für Abenteuer und menschlichen Umgang zu haben.
In diesem Sinne: Hoch die Tassen – Geld da lassen.