Melike

Rasse Mischling

Melikes Geschichte begann in einem Mülleimer in der Türkei. Dort wurde sie von einer jungen Frau, welche aus Deutschland stammte und das Land bereiste, als Welpe herausgefischt und versorgt. Eine Mutterhündin konnte im späteren Verlauf wage zugeordnet werden, diese war wohl ein Kangal und während Melike als ein kleiner Fellknäuel umherpurzelte, sahen ihre vermeintlichen Geschwister schon eher aus wie Typ Herdenschutzhund. Von der Mutter abgelehnt und damit auf sich gestellt erweichte sie schnell das Herz ihrer Retterin und reiste schon bald an deren Seite durch die ganze Welt. Beide wurden ein Team und lebten einige Zeit wild und frei, wohl darauf bedacht darauf, dass die junge das Einmal Eins der Hundeerziehung lernte und einen guten Grundgehorsam aufbaute. Doch irgendwann rief das Heimweh, die Halterin kam innerlich zur Ruhe und gründete eine Familie, sehr zur Verwirrung von Melike, welche eigentlich lieber in der Konstellation Hund und Halterin auf Abenteuer, weiter gelebt hätte. Frust kam auf und Melike boykottierte das gut bürgerliche Leben nach Strich und Faden. Sie begann das Haus zu verteidigen, stellte den Partner ihrer Halterin in Frage und begann sich zu einer echten Furie an der Leine zu entwickeln. Wo ihre Halterin früher gegen gehalten hätte, verzweifelte sie nun zunehmend am Verhalten ihrer geliebten Melike. Der Rahmen in Deutschland ist für verhaltensauffällige Hunde einfach zu eng gesteckt. Griff sie in Melikes Verhalten ein wurde sie in der Öffentlichkeit angepöbelt und als überforderte Tierquälerin ausgeschimpft, versuchte sie es, was eigentlich mittlerweile eher ihrem Naturell entsprach sanft biss Melike Freunde und griff sogar die Mutter der Halterin an.
Hausverbot in der eigenen Familie, kein Besuch mehr und obendrein schwanger, zerbracht die Welt zwischen Melike und ihr. Das Vertrauen war hin und Melikes Wut und Frustration wurde immer größer.
Als wir die beiden kennen lernten musste ch zu Beginn aufpassen, dass mir die Augen beim rollen nicht im Schädel verschwanden. Es war einfach das typische Bild einer alternativen Familie mit antiautoritärem Erziehungsstil wo der Hund einfach die Priese Wut,Blut,Krieg und Verderben transportierte die dort unter den anderen Familienmitgliedern einfach nicht zu existieren schienen.
„Aha wiedermal ein paar Harmoniekranke Hippies die einfach nicht drauf klar kommen das Hunde in einer Hierarchie leben wollen“, bahnten sich die Gedanken ihren Weg durch mein erzürntes Hirn. Aber weit gefehlt und dies sollte ich feststellen als ich arrogant die Leine übernahm und feststellte, dass Melike ihr Verhalten sofort runter reduzierte, nahezu perfekt auf Körpersprache reagierte und jeden Befehl sauber ausführen konnte.
Wir beobachteten sie 5 Tage lang mal mit ihrer Familie zusammen und mal ohne diese und so wurde das Problem immer deutlicher. Melikes Besitzerin war durch ihre Kinder und die Ereignisse sprich Vorfälle mit Melike derart unsicher im Umgang mit dieser geworden, dass sie in brenzligen Situationen mehr oder minder in eine Art handlungsunfähige Starre verfiel die sie kurz darauf emotional auch richtig zusammen fallen ließ. Eine Problematik die sie als Zweiergespann nie hatten. Wir hatten also auf der einen Seite bei Melike eine unbändige Wut und Frustration darüber dass sie ihre Freiheit und ihre beste Freundin nun mit anderen teilen musste und auf der Seite der Halterin Angst.
Etliche Hundeschulen, Tierärzte und Berater (mal freiwillig und mal weniger freiwillig) hatten beide gesehen. Damals als sie noch bereit war zu kämpfen, damit Melike einfach wieder normal würde. 100te Theorien warum der Hund so ist wie er ist und Hundetrainer die sie wütend anschnauzten man solle den Hund doch erlösen und bereits nach der ersten Stunde nicht mehr auffindbar waren. Zurück blieb ein Mosaik an Verwirrung und das was viele Hundehalter dann tun, die Selbstaufgabe in die soziale Isolation im Glauben daran, dass man den Hund nun so akzeptieren müsse wie er nun mal sei.
Fakt ist aber, dass auch Melike komplett überfordert und sehr gestresst war in dieser Struktur und bereits mit allerhand körperlichen Symptomen kämpfte. Stresszittern, übermäßiges speicheln, immer wieder kehrende Ohrenentzündungen, Fellwechselstörungen und Hot Spotts etc.
Und so sehr wir auch versuchten Dinge zu erklären und wieder grade zu biegen je mehr kamen wir mit der Halterin an einen Punkt der nach 8 Jahren Abschied hieß. Eine Entscheidung die ganz und gar nicht einfach erschien allerdings hat Melike sich schon einige heftigere Beißvorfälle mit Freunden und Familienangehörigen geleistet, zum Glück nie ohne weitere Folgen. Der Beweggrund für die Familie aus Bayern uns aufzusuchen war allerdings, dass Melike sich gegen eine der Töchter gewandt hatte und versucht hatte diese weg zu beißen. Die ganze Geschichte war komplett verfahren und sowohl wir als auch die Halter sahen hier eine ernsthafte Gefährdung der Kinder wenn die Umstände so blieben wie sie nun mal waren.
Melike zog also auf eine Pflegestelle um und diese hat uns diesen tollen Text und das Video zu ihr verfasst:
Melike ist eine ca. 8 Jahre alte, unkastrierte Mischlingshündin.
Die hübsche Hündin lebte von klein auf bei ihrer Halterin, welche eine sehr antiautoritäre Erziehung mit ihr pflegte. Dies führte dazu, dass Melike das Ruder übernahm, alle Entscheidungen selbst traf und Situationen regelte, wie sie es für richtig hielt.
Sie schirmte ihre Halterin vollständig von Allem ab und lief wie eine Furie durch die Welt, wollte Passanten attackieren, fremde Hunde verprügeln, griff Besucher an und wollte jagen gehen was es so zu jagen gab.
Als die Familie Nachwuchs bekam, wurde ihr Verhalten zunehmend zum Problem und Melike wurde weggesperrt. Als es dann noch zu Beißvorfällen mit Besuchern kam, sah sie keine andere Option als die Hündin abzugeben, da sie sich für ein Training mit ihr nicht in der Lage sahen.
Die sehr sanfte antiautoritäre Erziehung der Halterin kollidierte mit Melikes Art, die eher der einer selbstständigen, unabhängigen Rockerbraut gleicht.
Sie hat keinerlei Probleme damit sich schmutzig zu machen, hat es nicht nötig Menschen Honig ums Maul zu schmieren und hat auch keine Hemmung sich mal in die ein oder andere Schlägerei zu begeben, um ihren Standpunkt klarzumachen.
Dabei hat sie gerne auch mal den Hang Situationen dramatischer zu machen als sie es eigentlich sind, eine kleine pöbelnde Lady halt.
Allerdings ist genau das kein großes Thema, wenn der Mensch für Melike die Führung übernimmt und ihr erklärt, wie man sich in der Welt zu benehmen hat, um nicht wegen Randale in den Knast zu wandern. Für Melike war zu Beginn wichtig am Level ihrer Frustrationstolleranz zu arbeiten. Sie musste lernen, dass man nicht alles kommentieren muss und schon gar nicht wegflanken wenn mal einer nicht in den Kram passt. Auch musste sie den Begriff:“Kein Auftrag!“, lernen um zu wissen wann ihre Meinung gefragt ist und wann nicht. Auf diesen Begriff hin schicken wir sie aus Situationen raus und sie darf sich in angemessenem Abstand zwar in der Situation aufhalten, hat dort aber keine weitere Funktion außer zu beobachten.
Erhält sie klare Ansagen und hat man ihre Probleme bereits mit ihr besprochen, ist es kein Problem mit ihr einen schönen Ausflug in die von vielen Touristen besuchte Lüneburger Heide zu unternehmen ohne, dass sie in irgendeiner Form negativ auffällt.
So ist sie in der Lage an Passanten vorbeizugehen, Fahrräder zu ignorieren, Wildtiere zu ignorieren und auch Hunden gegenüber ihr manchmal doch recht loses Mundwerk einfach mal nicht aufzureißen.
Für Melike wird ein Mensch gesucht der versteht wie man mit unserer Rockerbraut umgehen muss und sich in seiner Intensität dessen, was man ihr vermitteln will und vor allem wie, an die raue Art von ihr anpassen kann, um Melike damit die Möglichkeit zu geben Freiheit, in einem ihr bekannten Rahmen im Leben haben zu können, ohne zur Gefahr für die Umwelt zu werden.
Ihre neuen Halter müssen in der Lage sein Konflikte mit ihr anzugehen und austragen zu können und ihr konsequent zu vermitteln wie sie sich in der Gesellschaft zu verhalten hat.
Dieser Umgang sollte bereits im Haus gepflegt werden, damit sie nicht wieder zur Herrscherin mutiert und somit auch draußen in der Lage ist sich zurück zu nehmen und sich an dem Menschen zu orientierend, statt wie ein pöbelnder Mopp voran zu laufen.
Melike befindet sich auf einer Pflegestelle in der Nähe von Hamburg.
Der Kontakt wird über uns hergestellt.

 

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