Picasso

Rottweiler, 5 Jahre alt, 666 Crew

Picasso war ein absolutes Wunschkind. Ihm mangelte es an nichts. Ob Welpenkurs, Kuschelkissen, bestes Futter, Clic

kertraining und täglicher Auslastung. Sein Tag war voll mit wundervollen fröhlichen Sachen und er war Mamas ganzer Stolz. Doch auch

Hunde durchlaufen eine Pubertät, nur dass ihnen statt Pickeln in der Fresse mächtige Zähne wachsen und manchen Rüden schlicht die Eier einmal durch den Kopf wandern. So auch bei unserem Künstler. Trotz Frühkindlicher Förderung wurde er aufsässig, Ressourcenverteidigend und im allgemeinen ein Stinkstiefel. Alle scheisse außer Muddie!

Kurz um, er biss zuerst den Vater der Halterin statusmotiviert beim Streicheln in die Hand und stellte dann den Ehemann zunehmend in Frage.

Man verstand nicht was los war. Und je mehr Picasso sich zum waschechten Schrottweiler entwickelte desto größer wurden

Druck und Ohnmächtigkeit in der Beziehung der Halter. Man suchte Hilfe in Form von Beratung, Tierärzten, Trainern und Nachbarn die man gar nicht gefragt hatte. Es ist ein scheiss Speil wenn Rottis erwachsen werden. Bei den meisten verläuft alles nach Plan aber manche haben einfach Lava mit dem Löffel gefressen und bleiben auch dabei. Nach einigen Hundetrainern dann die Katastrophe – Picasso griff seinen Halter an als dieser sich seinem Liegeplatz näherte um sich nach einer ziemlich heftigen Auseinandersetzung während einer Trainingsstunde wieder mit ihm zu versöhnen. Krankenhaus, Arm zerlegt- einen Traum in Schutt und Asche gelegt. Und nein nicht jeder Halter der seinen Hund abgibt ist kalt oder hat versagt. Im Gegenteil zum Teil wurde viel aufs Speil gesetzt, geopfert und erlitten ehe man dem Druck nach gibt kein weiteres Risiko mehr einzugehen mit seinem Hund den man einfach nicht mehr versteht. Nicht nach einem Trainer und schon gar nicht nach einigen weiteren mehr. Wem soll man glauben wenn der der draufhaut und der der Kekse reinsteckt am Ende beide mit den Schultern zucken und die Schuld dem anderen geben?“ Von Anfang an alles falsch gemacht! Ihr habt den Hund versaut, es ist zu spät!“.

So kam Picasso zu uns. Rottweiler, jung und verwirrt. Bereit für einen Auftrag, bereit für den Befehl aber eben auch bereit auszuholen wenn Zusammenhänge nicht passten.

Therapieansatz: Fresse halten und zwar alle.

Stille musste einkehren um einen Hund der mit Zuspruch auch Probleme auf sich zukommen sah. Der Nähe zum Menschen mit einem klaren Anfang und Ende kannte und durchdrehte wenn man die Hand nicht im bekannten Ritual bewegte. Ein Rottimann der Kommandos konnte und ausführte wie vom Militär- der danach aber nicht wusste wie er sich weiter verhalten sollte. Ein Hund unter dessen Konditionierungskruste so viel mehr soziale Intelligenz und Sensibilität verborgen lag die den ganzen Umgang mit „Nein“ und „Feini“ derbe in Frage stellte. Und Nein lieber Picasso das ist es zum Glück nicht gewesen und auch nicht die einzige Kompetenz die wir Menschen haben. Aber der Weg daraus war lang und still. Blicke, Gestik eben die nonverbale Kommunikation. Picasso begann sich zu orientieren anstatt von irgendwelchen Lernmustern aus zu gehen. Er lernte sich anzuschliessen und in die gleiche Richtung zu denken statt zu erwarten.

Anders als bei vielen unserer Insassen hatten wir es bei Picasso nicht mit einem Hund zutun, welcher mit Überzeugung gegen Menschen ging oder an der Strategie beissen, drauf scheissen und an der Leine reissen Gefallen gefunden hatte. Er ist vielmehr ein Hund der hinterfragt und in seiner Sturm und Drang Phase einen leichten Anflug von Status klärendem Ausschlag hatte. Den Vater der Halterin biss er als er sich ihm beim Besuch in den Weg stellte und mit Freigabe Zeichen im glauben der Hund sei nun auch positiv gestimmt zu diesem hingeschickt wurde. Picasso ging natürlich hin und reagierte relativ ungehemmt als er auf den Kopf gefasst wurde. Den Halter biss er in defensiver Motivation. Nach der „Prügelei“ im Hundetraining flüchtete er zu Hause auf seinen Platz, den er als Zuweisung, gleichermaßen aber auch Ressource kannte. Denn liebe Leute nur weil der Hund bei Besuch auf seinen ihm zugewiesenen Platz geht und Besucher anschaut heisst dies nicht dass er sich auch gleichermaßen über diesen freut. Als der Halter sich also mit reichlich schlechtem Gewissen näherte verwies Picasso ihn unmissverständlich.

Leider hat Picasso in seiner Trainerhopping Zeit gelernt Menschen zu differenzieren. Er weiss wann jemand unsicher wird und reagiert prompt mit Abwehr. Hunde wie Picasso sind zweischneidige Schwerter. Sie haben einen absolut treuen und loyalen Kern jenen Menschen gegenüber von denen sie überzeugt sind. Aber den Respekt muss man sich erarbeiten und natürlich ist dies mit Risiken verbunden. Das Anlegen eines Maulkorbes zum Beispiel kann komplett eskalieren wenn man ihn nicht genau im Blick hat, de

nn er kommt dabei immerhin in eine Bedrängnis Situation und wird „entwaffnet“. Sieht man plötzlich das Weisse in seinen Augen, bemerkt den Frost der durch die Hände wandert und zieht dann nicht durch greift er an. Nessy macht diese Übung im Schlaf, Praktikanten und auch Trainer in Ausbildung lernen hier zum ersten mal wie sich der Gedanke : „Ich glaube der Hund hasst mich“, anfühlt. Warum machen wir sowas mit dem armen Hund? Picasso ist kein Menschenhasser. Wenn er sich zwischen Teilnehmern eines Seminars bewegt und sich mittlerweile auch anschmust weil er sich menschliche Nähe einfach gerne von sich aus abholt, will immer keiner glauben dass es diese zweite Seite gibt. Und mittlerweile können wir sagen verschwindet diese auch tatsächlich. Picasso lernt Kommunikation, lernt Konflikte zu lösen und dass es immer eine Möglichkeit gibt sich mit Menschen zu verständigen. Den Maulkorb aufzuziehen ist dabei aber immer eine wichtige Lektion da A) Menschen lernen und B) Nessy nicht unsterblich ist und darauf besteht, dass ihre Hunde auch für andere händelbar sind. Picasso kennt die Übung mittlerweile und orientiert sich hier nur noch an den Emotionen der Leute, heisst er spiegelt. Bei unsicheren Menschen dauert es demnach länger als bei jenen die selbstsicher mit ihm umgehen. Gassi gehen sie danach aber alle mit ihm und er liebt sie dafür. Man sieht demnach einen fröhlich zur Übung hinhüpfenden Showmaster, Blenda Med werbeverdächtiges Material und einen mit Maulkorb gesicherten Rottimann der einen schwitzenden aber stolzenden Menschen mit zum Gassi nimmt.

Picasso ist nicht Öffentlichkeits tauglich und auch nichts für Menschen die ihre Beziehung zum Hund über Kommandos definieren da ein „Feini“ bei ihm nach wie vor eine entsprechende Aura sorgt wo ein Funke reicht damit der Himmel brennt.

Picasso ist Nessys Hund und rechte Hand wenn es um Hundegruppen und darum geht Regeln zu etablieren. Er ist zu einem entspannten Rottweiler herangewachsen der nach der Pensionierung von Bruno Berserk Anwärter für dessen Posten ist. Bereits zwei mal ist es Picasso zu verdanken, dass Nessy ihren Arsch noch hat. Und das obwohl Picasso dafür ordentlich eingesteckt hat und Nessy ihm dann wiederrum den Arsch retten musste. Die zwei sind sich einig was Hundehaltung und etwaige Erwartungshaltungen angeht. Picasso ist kein Eigentum, er hat kein Branding „Mein Hund“ , er ist vollwertiges Mitglied der Hellhound 666 Crew und Entwicklungshelfer für jeden der was mit Hunden machen will. ?

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