Jura

Rasse Border Collie
Geburtsdatum 08.01.2017
Geschlecht männlich

JURA

Border Collies, schlau, schnell, hochintelligent, robust und leistungsfähig. Worte die mir persönlich das kalte Grauen einjagen, da ich nichts davon bin und niemals bewusst in Erwägung ziehen würde Geld dafür auszugeben, mit solch einem Wesen in einer WG zu leben. Trotzdem erfreuen sich grade diese Hunde sowie auch andere Vertreter aus der Hütehund-Sparte großer Beliebtheit. Ein Alltagsbegleiter, ein loyaler Freund, weiss man ja von Lassie der Übermutter aller Collies (-obwohl die Rolle im Film glaube ein Rüde übernommen hat).

Außerdem sind sie aber auch genetisch angelegte Arbeitstiere, Bewegungsreiz Fanatiker, bissige ordnungswütige und ihr Recht verteidigende, Regenwetter-feste Maschinen deren Einsicht, was Grenzen und deren Einhaltung angeht und Thema „zur Ruhe zu finden“ man sich verdienen muss. Viele Menschen die an einen derartigen Hund geraten wissen das da was auf sie zukommt was mit fit sein und Auslastung zutun hat, sind aber oftmals nicht im Ansatz drauf vorbereitet was hier tatsächlich an Fähigkeiten abgefragt wird .

Jura, der seinen Namen dadurch fix hatte, dass er eine Anwältin auf der Gassirunde zerlegt hat, kam reichlich frustriert an der Leine rum und hat sich pfeilschnell alle hektisch artikulierenden Körperteile seines Gegenübers geschnappt und blutender Weise lahmgelegt. Diese Aktion war seine letzte für ihn gleichermaßen glorreich und befriedigende Art zu zeigen, dass er mit seinem Leben mehr als unzufrieden ist, ehe es hieß Hellhound oder tot. Konnte er ja nicht ahnen, in seiner Welt geht es um den Job und die Ordnung, die Hierarchie und to Sheep or not to Sheep.

Gehirntumor und Schilddrüse waren auch im Verdacht mussten bei entsprechenden Arztberichten aber fallen gelassen werden. Nein Jura ist wütend, einfach nur wütend. Zur Erklärung: Jura stammt aus Frankreich und wurde hier als Hofhund gehalten. Dort wuchs er auf, den Reizen ausgesetzt, welche sich auf der Straße vor dem Tor des Hofes abspielten. Ansonsten war sein Leben wohl von der immer gleichen Routine geprägt. Aufstehen, fressen, mal mit Kindern spielen und den Zaun entlang jagen. Als man dem Hund überdrüssig wurde und vermutlich auch weil er hin und wieder schnappte sollte er weg. In Frankreich gibt es keine Auflagen die erfüllt sein müssen um eine Euthanasie zu rechtfertigen. Man wird Tiere einfach los indem man sie tötet.

Jura wurde in ein Tierheim gebracht und von da aus nach Deutschland gerettet, da er vor Ort als nicht gut vermittelbar galt.

Hier kam es zu mehreren Beissvorfällen im häuslichen Bereich auf seinen Pflegestellen und zuletzt in der Hundepension, welche seine ehemalige Retterin für ihn zahlte, damit er nicht zurück musste. Als sie ihn zum Gassi abholte kam es zum Eklat. Jura verstand das Leben in seinem Pensionszwinger nicht gegeben durch Reize wie Hundegebell, Tierpfleger und Umgebungsreize die nun einfach Einfluss auf ihn nahmen. So war er eine ungesunde Mischung aus Frust und Verunsicherung, welche sich bald darauf an der Leine gegen seine Retterin entlud.

Juras Art scheint zu Beginn unberechenbar da Auslöser in den unterschiedlichsten Situationen verborgen sein können , tatsächlich lichtet sich der Nebel des Grauens aber wenn man das Wort Selbstschutz ins Spiel bringt. Hunde reagieren auf unbekannte Situationen in die sie „einfach und ohne Bezugsperson“ reingeworfen werden vorerst gehemmt und unauffällig und mit wachsender Erfahrung über die Gegebenheiten dadurch in eine defensive Haltung zu gehen die dem Selbsterhalt dient.

Vielen Menschen scheint gar nicht bewusst, das Hunde als hochsoziale Lebewesen mit häufigen Ortwechseln und wechselnden Strukturen genauso zu kämpfen haben wie wir, wenn sie auf sich alleine gestellt sind. Mit einem Freund an der Seite geht dies erheblich besser. Und jetzt überlegen Sie bitte mal warum Hunde in Tierheim Zwingern an die Gitter springen und Zähne zeigen. Sie verteidigen ihr letztes bisschen Frieden nach einer Rundreise durch den unsagbar liebevollen Tierschutz. Dieses Verhalten sagt GAR NICHTS über den Charakter oder das Wesen des Hundes aus, sondern ist lediglich die Momentaufnahme eines verzweifelten Tieres in einem Käfig das nie richtig in unsere menschliche Welt integriert wurde.

Und genau so geht es Jura, von seinem ruhigen Hofhund Leben ohne große Anforderungen aber immerhin einer simplen Welt, gerät er ausgerechnet hier her wo ihn jeder lieb hat und übergriffig in den schwarz-weissen Pelz grabbelt. Wo Leute vor Zwingern hocken und Leckerchen durch die Gitter stecken wie im Zoo, in der Hoffnung das Hund sie sieht und in ihrer guten Absicht auf Freundschaft erkennt. Wo man auf einen netten Blick des Insassen hin der Annahme verfallen wird , man könne sich gegenseitig vertrauen und beherzt zur Leine greift. Was für viele deer eizige Weg scheint, sich einem anderen Lebewesen in vermeintlicher Not zu nähern, war für mich irgendwann der AHA! Moment warum meine Beziehungen scheitern.

In der Realität, fernab von Lassie, Rex und Co. Haben wir es hier mit einem hoch spezialisierten Gebrauchshund zutun für den sich nicht erschließt warum Menschen ihm übergeordnet sind und eine wichtige Bezugsperson für ihn darstellen können im Sinne von Anleitung und Orientierung bei all seinen Schwierigkeiten mit dem Alltag. Woher auch? Sein erstes zu Hause bestand aus netter, lockerer Ignoranz, seine Pflegestellen aus Menschen die es nur gut meinten ohne zu wissen, dass Jura davon nichts verstand. Er hat nie etwas schlimmes erfahren und wurde dann mit Menschen konfrontiert die seine Probleme nicht verstanden und den ganzen Tag liebevoll (für ihn übersetzt) beschwichtigten. Wer macht denn sowas und was soll das für eine Kommunikation sein?

Logischerweise fühlte er sich wie der Nabel der Welt und war damit auch gleichermaßen überfordert.

Frustriert, überfordert aber eben keineswegs unberechenbar, wenn man sich die Mühe macht ihn zu beobachten und mit ausreichend Einfühlungsvermögen zu begleiten.

Jura kam zu uns, knurrte bei Berührung und fuhr bei Bedrängung aus der haut. Leckerchen nahm er gar nicht erst an und Gassigehen bestand aus einem ZickZack auf der Straße ohne Notiz vom Menschen hinten dran zu nehmen.

Also klein anfangen. Ihm erstmal den Grund und Boden erklären. Erlernte, dass in der Küche für Hektik und Schlägereien sorgen damit einher ging das man am Pelz gepackt und auf einen Platz verwiesen wird, der auch körpersprachlich weiterhin gefordert und eingegrenzt wird. Dies ging mit einer extrem wütenden Attacke auf den Menschen der es wagte ihn zu begrenzen einher. Verständlich und auch nachvollziehbar aber eben auch von sehr kurzer Dauer, da Jura im sozialen Miteinander extrem schnell lernt und Hilfen und Korrekturen, die das Leben für ihn anschließend klarer und einfach machen aufsaugt wie ein Schwamm.

Man hatte regelrecht das Gefühl, dass er sich für jeden Wegweiser emotional näher an uns heran traute , da wir für ihn lesbar wurden und zuverlässig in unseren Aktionen und der ihm zugewandten Führung erschienen .

So kann er jetzt z.B. in Situationen in denen er ins Defensive zu kippen droht, ein Angebot auf Nähe annehmen und geht an der Seite seiner Bezugspersonen weitaus stabiler und dankbarer durch Situationen als zu der Zeit wo er diese noch alleine regeln wollte.

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