Abschied von Zorro

Shed a tear cause I‘m missing you
I’m still alright to smile ….
…Endstation Tierheim.
Wie ja einige Wissen, mussten wir Mitte letzten Jahres auf Unterstützung und Hilfe von außen zurück greifen. Unsere bis dato geduldete Bestandszahl war mit dem geplatzten Umbau unserer Anlage ebenso hinfällig und so ging die Suche nach geeigneten Stellen für ein paar unserer Hellhounds los. Die Unterstützung war mega und viele von unseren „Auswanderern“ fanden wirklich tolle neue Wirkungskreise und Endstellen, einige wurden und werden dabei auch noch von uns begleitet. Trotz allem war uns bewusst, dass Tierheime keine Rundum die Uhr Betreuung sind und das in vielen Einrichtungen die Tiere nachts alleine sind, bis die Ersten Mitarbeiter zur Frühschicht kommen. Das ist normal und auch kein Vorwurf, da eine Nachtwache von keinem ehrenamtlich gemacht wird und ja auch erfordert, dass man sich im Notfall zu helfen weiss. Gestern dann der Anruf aus einem befreundeten Tierheim: „Euer Rotti Zorro liegt im Zwinger, sein Magen ist aufgedunsen- wir kommen da nicht wirklich dran“. Genau solche Worte möchte man bei Verdacht auf Magendrehung in knapp 200 km Entfernung nicht hören geschweige denn wissen, dass an diesem Zustand grade keiner was ändern kann aus Angst gebissen zu werden.
Leider lösen solche Situationen bei mir den sogenannten Kinsky Effekt aus (An dieser Stelle nochmal sorry für den Amboss an wütendem Dämonisch der augenblicklich die Hundehausleitung durch den Hörer traf) und so kam nach 10 Minuten der erlösende Anruf, dass Zorro gesichert und auf dem Weg zum Tierarzt war. Eine Nummer bekam ich auch dazu und so telefonierte ich Stalker mäßig unserem Rottimann hinterher. Die Ärztin mit Team war super freundlich obwohl ich vermutlich eher die Sorte Mensch am Telefon war, der man lieber direkt auflegt…Zorro kam in die Behandlung und nun hieß es warten, auf Befunde, auf einen Anruf dass ihm nur schlecht war ..irgendwas Gutes eben.
Zorro kam seiner Zeit mal aus einem Tierheim zu uns, indem er trotz Einzelzwinger und wenig Besitz eine ausgeprägte Statusaggression lebte und andere daran teilhaben ließ. Er war ganz groß im Donnergrollen, Nase rümpfen und zu packen, wenn ihn was reizte. Also Menschen die neben ihm atmeten. Manchmal so schien es, konnte er Gedanken abfragen und reagierte schon mit seinen pestkranken Soundeffekten, ehe man sich überhaupt in seine Richtung bewegte. Und Ressourcen verteidigen das konnte er auch optimal, auf hundert Meter, wenn es sein musste und grade diese Effekte machten ihn so einzigartig und liebenswert für uns.
Respekt für mich stellte sich ein, als ich mit Kopfhörern und Kackeschaufel wild rumhampelnd und zur Musik mitkreischend wohl sein Mitleid erweckte, dass er mich von meinem für ihn offensichtlich elenden Leid erlösen müsse. Umso erstaunter war er als ihm Schaufel samt Inhalt um die Ohren flogen weil ich mich bei Hits wie „Wreckingball“ und „Killed by Death“ direkt hintereinander Weg ganz bestimmt nicht angreifen und beißen lasse.
Ansonsten war er ein echt umgänglicher saucooler Hundemann, mit dem man einfach ganz viel unternehmen konnte, wenn man dieses „Schmusi Busi, Liebe Liebe“ Menschending wegließ. Weswegen ich für Zorro auch eine echte Chance im befreundeten Tierschutzverein sah.
Doch leider fiel er in alte Verhaltensmuster zurück und find an Spielsachen und Kauartikel zu horten und zu bewachen. Er zog um seinen Zwinger eine Grenze und so gern ich auch wollte wir sind mitten in der Bestandsreduzierung und jetzt noch 3 Hunde von unserer genehmigten Anzahl von 50 entfernt…
Und dann kam der Anruf: Keine Magendrehung, eine Herzbeuteltamponade bedingt durch einen großen Tumor, der sein Herz zerfrisst. Man konnte den Beutel punktieren aber es sei nur eine Frage von Zeit bis die Herzkammer sich wieder mit Flüssigkeit füllen würde.
Bei den letzten Worten saß ich bereits im Auto. Ja für Zorro ist es zu spät und man kann nichts mehr machen, im Tierheim wäre er aber an diesem Abend wieder in seinen Zwinger gebracht worden in der Hoffnung dass er am nächsten Tag noch da ist. Nicht weil Tierheimmenschen böse und herzlos sind sondern weil sich einen Zorro keiner im Schlafzimmer zutraut weder vom Wesen her, noch vom Krankheitsbild. Es sind alles in allem Tierpfleger und keine Wahnsinnigen und genau so dürfen sie auch sein- wenn die Ausbildung sich nicht an die Herausforderungen anpasst die verhaltensauffällige Hunde nun mal stellen.
Wahnsinnig hingegen passt dann eher wieder hier her und in den Passat der um 19.23Uhr mit quietschenden Reifen aus der Ortseinfahrt Hörpel flog und um 21.00 Uhr inklusive schwarz/weiss Foto vom Staatsfotograph im Tierheim vorm Tor bremste.
Zorro lag im Empfangsraum war taumelig aber guter Dinge dass er die dort angebrachten Luftballons noch töten könne ehe die Foundation ihn abholte. Pieseln, ins Auto hüpfen und Schwänzchen wedeln, Sky der eigentlichen Hofleitung direkt mal die Pfote aufs Fell drücken und sich eine kassieren, dass alles war wie immer, aber die Orientierung wenn man ihn rief fiel schon schwer und sich selbst richtig zu koordinieren eben auch.
Man muss zu unseren richtigen Haudegen wissen, dass sie teilweise wirklich normal daher kommen obwohl sie eigentlich schon halb tot sind und einfach wirklich hart im Nehmen sind was körperliche Gebrechen sind. A gab es schon den ein oder anderen verwunderten Arzt wenn so ein Urgestein beim allgemeinen Check Up plötzlich die Praxis eliminieren wollte und neue Tips zur Renovierung ausgeteilt hat. Und so wusste ich, dass Zorros letzter Abend einfach ein Guter werden musste.
Bockwurst von der Tankstelle, Pöbeln auf der Raststätte, in der Hellhound nochmal allen bescheid sagen dass er wieder da ist und wie gewohnt Opa Benni zur Begrüßung an den Korb pinkeln. Als wir ankamen dann noch nen Ofenkäse geteilt … Steak war grade aus und zur Geisterstunde sind die Bordsteine at Hörpel City schon längst hochgeklappt oder ganz mit nach Hause genommen worden.
So gingen wir vollgefressen hoch und es versetzte mir innerlich einen Stich als Zorro nicht mal nach en Hauskatern stierte über deren Unversehrtheit wir uns etliche Male zuvor gestritten haben. Er holperte Richtung Bett, sprang drauf und zeigte mit immerhin die Zähne. “Na! Gleich fliegt Scheisse ich warne Dich“, sagte ich und flog an ihm vorbei. Er schaute mich kurz an und klatschte sich dann neben mich und legte seinen Kopf auf mir ab. Als ich ihn gerührt streicheln wollte kam wieder sein Grummel- fauchen er hasste dieses elende Gestreichel halt einfach… das hab ich nun immerhin etwas spät aber besser als nie verstanden.
Mitten in der Nacht dann ein Krampfanfall , eine Stunde später dann der nächste . Zorro war unruhig, orientierungslos. Nein Kumpel so gehst du nicht nieder… wir fuhren nach Lüneburg zur Tierklinik, ich wollte noch einen Schall haben zur Sicherheit dass wirklich nichts mehr geht. Es ist so schwer zu begreifen wenn einer noch selbstständig und mit erhobenem Haupt über die Türschwelle beim Tierarzt läuft…
Der Befund war fürchterlich 4,5 cm groß war der Tumor und die Herzkammer schon eingedrückt. Die Krampfanfälle rührten vom Kreislauf her. Auch im Bauchraum war schon freie Flüssigkeit zu sehen. Hier waren wir am Ende. Ich wollte nicht dass ihn das Schicksal ereilte was der Ultraschall versprach. Die Ärztin verstand schnell und so bekam ich ein paar Minuten um mit Zorro alleine zu sein. Er war jetzt schon sehr müde, wir saßen am Boden und er knäulte sich auf meinen Schoss und schloss die Augen. Ich hätte mit vielem gerechnet aber nicht damit dass er ganz zum Schluss dann doch einfach ein normaler kleiner Rottijunge ist dessen Zeit abläuft.
Zorro ich danke Dir für die Zeit, für unsere Streitkultur und für Deinen letzten Gruß! Du warst ein toller Hund wir werden noch oft an Dich denken und das ein oder andere Glas auf dich heben. Es ist ungerecht, dass Du nie eigene Menschen gefunden hast aber wir und auch das Tierheim waren gerne für Dich da. Farewell my Friend !