Rastaff
Mischling, 7 Jahre alt, 666 Crew
Rastaff kam aus Frankreich zu uns. Er ist die unsanfte Mischung aus einem Rottweiler,einem Schäferhund und einem Kangal- klassischer RotSchaKal. Leider werden solche Hunde im Ausland viel und vor allem für die Abwehr ungebetener Besucher gezüchtet werden. Besondere Skills sind hier, dass fast lautlose und direkte Attackieren, das Bejagen von so gut wie allem in und um das eigene Grundstück herum sowie das selbstständige Aussortieren von Besuchern bei Tag. Rastaff hat allerdings in den Augen seiner Halter als junger Hund Fehler gemacht. Er hat die Hühner des Nachbarn gekillt, und zwar einige und so brachte man ihn in ein mit uns befreundetes Tierheim im Elsass. Ein Heim mit Menschen, die sich jeden Tag um die Tiere dort bemühen aber von weniger als Applaus leben und satt werden müssen. Fachkundige Einschätzung steht bei all den Sorgen eher weit hinten im Programm und so kam es, dass zwei Gassigeherinnen des Heims, spät abends bei Stromausfall mit Stirnlampen bewaffnet noch mal nach den Hunden sahen. Da Rastaff zu diesem Zeitpunkt mit grade mal 2 Jahren noch der Meinung war, dass man Decken und Wasser beim Toben gut kombinieren kann. Damit er die Nacht also nicht mit umgestoßenem Wassernapf und verkloppten, zerschüttelten Decken im Kalten verbleiben musste, entschlossen sich beide Damen ihm neue Decken und frisches Wasser zu geben. Rastaff fand die Idee mega witzig und sprang durch den Zwinger. Er rempelte eine der Damen um und packte sich erneut die Decke, als man ihn davon abbrachte, rempelte er erneut die Eindringlinge des guten Willens um und eskalierte völlig, als diese ihn schimpfend zur Seite schoben. Arme, Beine und ein Gesäß unterzogen sich danach einer Schönheits-OP und Rastaff stand ganz oben auf der Liste für die Tiefkühltruhe.
Doch damit wollte sich ein weiterer Gassigeher nicht zufrieden geben und so suchte er über die Landesgrenzen hinaus nach Hilfe und fand sie in Hörpel.
Rastaffs Ankunft gestaltete sich wie folgt, einige Stunden zu früh, mit einem gänzlich nackten Hund im Kofferraum und während meine Kollegen noch nach einer geeigneten Fangleine suchten, stand Rastaff bereits auf der Straße. Hoppla!
Ja genau Hoppla! Ein Wort das die Arbeit mit schwierigen Hunden im Tierschutz prägt. Ohne Leine aber mit witzig sein und einer netten Einladung trudelte der Tierheimschlächter durch die Gartenpforte und alle atmeten weiter. Hoppla kam auch nochmal um die Ecke, als Rastaff sich sehr abrupt einen sehr ernsthaften Kampf mit einem unserer Gassigeher und Ehrenamtler anfing und diesen auf einem Gassigang nach einer guten halben Stunde Heile Welt mit Maulkorb derart bearbeitete das T Shirt und Oberkörper nach Ausbruch einer Zombieapokalypse aussahen. Ähnliche Situation hatten wir mit einem weiteren Freund welcher ebenfalls einen sehr krassen Konflikt mit Rastaff hatte als dieser Rastaff in einem Streit mit einem anderen Hund trennen wollte. Beide Männer waren vom Typ her eher muskulös und autoritär vom Auftritt her, sodass wir dort vermeintlich ein Muster hatten.
Rastaff war zu diesem Zeitpunkt unkastriert kam aber dennoch gut in der Hundegruppe zurecht. Er war ein Kindskopf der zwar sehr lernwillig und schon fast klebrig gegenüber uns war, dies war aber anscheinend auch dem Wissen geschuldet, dass er ebenso gut auch alle umbringen konnte wenn er wollte. Und bis zu heutigen Tage, hat sich daran nichts geändert, außer Zeit und Geschichte. Rastaff ist in der Blüte seines Lebens.
Er hat bereits eine Vermittlung hinter sich, welche nach einem Jahr abgebrochen werden musste. Klar war, dass Rastaffs forever Home eine Stelle war, wo man akzeptieren konnte, dass er nicht in die Mitte Deutschlands und mitten unter deutsche Tierfreunde passte, war hier doch noch weitläufig der Glaube vertreten, Hunde seinen dankbar wenn man sie vor dem Tod rette. Und an dieser Stelle sei gesagt natürlich sind halb tot geprügelte und ausgehungerte Hunde aus einer Tötung in der Lage einen Unterschied zu einem deutschen Wohnzimmer zu bemerken und auch sich darüber zu freuen …aber dankbar? Warum nehmen Menschen überhaupt an dass geleistete Hilfe auch gleichzeitig an Bedingungen geknüpft und mit ihren Erwartungen einher geht?
Aber weiter im Text Rastaffs neuer Familienanschluss akzeptierte dies ohne “Wenn und Aber“ und liess zum Glück in den unterschiedlichsten Situationen einen Maulkorb drauf, nicht zuletzt weil wir ihnen von den beiden Eskalationen gegenüber unseren männlichen Mitstreitern berichtet hatten. Soweit lief alles gut, aber man bemerkte, dass Rastaff nach einem Monat bereits begann die Hausregeln in Frage zu stellen, so knurrte er den halbstarken Sohn im Haus an wenn dieser sich seinem Vater nähern wollte oder die Küche betrat. Er liess auch zum Teil Besucher nicht wirklich rein und bockte hier und da wenn er in seiner Räumlichkeit begrenzt wurde oder der Maulkorb aufgezogen werden sollte.
Hier wurde mit ihm über den sozialen Ausschluß gearbeitet d.h. wenn er wiedermal ein Familienmitglied in Frage stellte oder einen Besucher stumpf in den Boden rammen wollte wurde er „vertrieben“. Signalisiert wurde ihm damit dass sein Verhalten in dem Moment wo es auftrat, so nicht akzeptiert wurde. Er wurde also nicht weggesperrt oder aus der Situation genommen, sondern lernte in der Situation selbst, dass sein gezeigtes Verhalten, welches wohl unweigerlich an seinen Status geknüpft war, nicht akzeptiert wurde. Schon bald entspannte sich die Lage, denn auf einen Verweis folgte, auf ein angepasstes Verhalten auch sofort die Einladung wieder dabei zu sein und freundlich begrüßen zu dürfen. Wir hörten lange Zeit nichts, bis zu dem Tag, wo Rastaff und sein Halter einen Ausflug machten. Es gab hier viele verschiedene Situationen, etwa Begegnungen mit anderen Hunden, einen netten Plausch mit einem anderen Hundebesitzer, bei dem Rastaff sich in einem guten Meter Abstand zu den Gesprächspartnern ablegte und einschlief. Rastaff ist im Allgemeinen sehr wenig an Interaktion mit fremden Menschen oder Hunden interessiert und fürchtet sich weder noch ist er übermäßig angespannt. Er würde auf Aufforderung meinerseits sogar hingehen und sich freundlich annähern aber ohne Auftrag verhält er sich neutral entspannt und auf Abstand.
Wenig später setzten beide ihre Wanderung fort und kamen an ein Flussufer wo Rastaff ausgiebig baden ging. Als sein Halter ihn aufforderte raus zu kommen um weiter zu gehen und dabei am Ufer abrutschte und hinfiel attackierte Rastaff, der zum Glück immernoch einen Maulkorb trug, ihn sehr heftig und ließ einige Minuten nicht mehr von ihm ab.
Natürlich berichtete man uns sofort von dem Vorfall, wollte Rastaff aber nicht aufgeben, da Rastaff in allen anderen Situationen einfach ein Traum von Hund ist. Wir hier in der Foundation hatten aber natürlich sofort ein ungutes Gefühl, klang diese Art der Attacke doch genau wie jene die sich auch hier ereignet hatten.
Doch war er ja schon gefühlt eine halbe Ewigkeit dort und hatte neben seiner Idee die Weltherrschaft zu übernehmen keinerlei Anzeichen für derartige Motivation gezeigt.
Außerdem war der jetzige Besitzer nicht der Typ Wandschrank, sondern eher aufmerksam, drahtig mit sehr in sich ruhendem Wesen.
Nach weiteren zwei Wochen dann ein weiterer Anruf. Die Leine war aus der hand gerutscht und beim danach Bücken, rammte Rastaff ihm den Maulkorb an die Schläfe, sodass kurz Sterne kreisten.
„Ja, danke reicht“, Hellhound-Schnute nach dem Auflegen. Ratlosigkeit.
„Was is dass für ein Teufel?“, an diesem Tag kam Rastaff wieder zurück. Der Abschied war schwer, dennoch wäre ein weiterer Versuch zu gefährlich gewesen und auch nicht zu verantworten.
Wenige Wochen später sah ich dann den tatsächlichen Trigger für Rastaffs Angriffe. Unterlegenheit. Das blöde, Rastaff zeigt dieses Verhalten tatsächlich nur wenn er sich absolut sicher ist dass er den Kampf gewinnt. In allen Situationen waren Menschen in einer unvorteilhaften Position, rechneten nicht mit einem Angriff und waren abgelenkt. Im Tierheim waren beide Frauen gestürzt und im Dunkeln und auf nassem Untergrund. Unser Gassigeher wurde beim Ausführen des Kommando Platz angerempelt und sammelte sich grade als Rastaff ernst machte. In der Konfliktsituation lag der Fokus auf dem anderen Hund und im neuen zu Hause war der Halter beide mal in Kopfhöhe zu ihm.
Prognose : Schöne Scheisse.
So einen Hund weiter in Umlauf zu bringen steht für uns außer Frage, da das Zusammenleben bedingt dass niemand einen Fehler macht und Material einfach immer hält.
Zudem scheint es ist Rastaff mit dem 24/7 mit Menschen eingesperrt sein überfordert und fördert ihn nahezu Schwachstellen zu suchen. Seine Haltung in der Foundation besteht aus allem und nichts. Er geht sowohl in der Gruppe als auch regelmäßig einzeln in Ausläufe oder Zwinger. Er begleitet mich zu Schulungen und Seminaren und arbeitet aktiv in der Hundeschule mit.
Trigger sind Menschen ohne Bezug zu ihm, die ihn übergehen indem sie z.B. Unterordnung einfordern oder Menschen mit Bezug zu ihm die nicht klar mit seinem Statusproblem zusammen leben und in einer Konfliktsituation nicht voll bei der Sache sind.
Heisst wenn angehende Hundetrainer auf dem Rasen stürzen ohne ihm vorher „Hallo“ gesagt zu haben interessiert es ihn nicht. Wenn Menschen ihm Raum geben, nichts erwarten und einfach nur witzig mit ihm sind- passiert nichts. Wenn Schäferhund Krause meint dass man ihm nur mal zeigen muss wos lang geht – gibt’s n Problem. Wenn man ihn zu Menschen sperrt die so einen Hund noch nicht gesehen haben – gibt`s n Problem.
Nicht tauglich für Deutschland aber leider aktueller denn je ein Hund der gebraucht wird um Leuten die Feinheiten von Kommunikation beizubringen. Rastaff ist schon längst nicht mehr so unverhältnismäßig wie er mal war, da er in der Haltung einfach seinen raum hat und in seinen Konflikten nicht allein gelassen wird. Wir kennen ihn und sehen wenn es zu viel wird. Wir wissen wann er rempelt weil er Kontakt will und wann er dies tut weil er sich beulen will. Er hat eine höhere Frustrationstoleranz und ist auch kommunikativer über das Leben und Lernen in der Gruppe. Hunde wie Rastaff sind unvermittelbar für uns aber wertvolle Mitarbeiter. Im Bezug auf Vanessa so scheint es ist er absolut loyal und würde eher seine Knochen opfern statt sie anzugreifen, sie ist aber auch noch nie so richtig auf die Fresse geflogen ? .
Rastaff ist Crewmitglied der 666 Crewhunde der Foundation.
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Picasso
Rottweiler, 5 Jahre alt, 666 Crew
Picasso war ein absolutes Wunschkind. Ihm mangelte es an nichts. Ob Welpenkurs, Kuschelkissen, bestes Futter, Clic
kertraining und täglicher Auslastung. Sein Tag war voll mit wundervollen fröhlichen Sachen und er war Mamas ganzer Stolz. Doch auch
Hunde durchlaufen eine Pubertät, nur dass ihnen statt Pickeln in der Fresse mächtige Zähne wachsen und manchen Rüden schlicht die Eier einmal durch den Kopf wandern. So auch bei unserem Künstler. Trotz Frühkindlicher Förderung wurde er aufsässig, Ressourcenverteidigend und im allgemeinen ein Stinkstiefel. Alle scheisse außer Muddie!
Kurz um, er biss zuerst den Vater der Halterin statusmotiviert beim Streicheln in die Hand und stellte dann den Ehemann zunehmend in Frage.
Man verstand nicht was los war. Und je mehr Picasso sich zum waschechten Schrottweiler entwickelte desto größer wurden
Druck und Ohnmächtigkeit in der Beziehung der Halter. Man suchte Hilfe in Form von Beratung, Tierärzten, Trainern und Nachbarn die man gar nicht gefragt hatte. Es ist ein scheiss Speil wenn Rottis erwachsen werden. Bei den meisten verläuft alles nach Plan aber manche haben einfach Lava mit dem Löffel gefressen und bleiben auch dabei. Nach einigen Hundetrainern dann die Katastrophe – Picasso griff seinen Halter an als dieser sich seinem Liegeplatz näherte um sich nach einer ziemlich heftigen Auseinandersetzung während einer Trainingsstunde wieder mit ihm zu versöhnen. Krankenhaus, Arm zerlegt- einen Traum in Schutt und Asche gelegt. Und nein nicht jeder Halter der seinen Hund abgibt ist kalt oder hat versagt. Im Gegenteil zum Teil wurde viel aufs Speil gesetzt, geopfert und erlitten ehe man dem Druck nach gibt kein weiteres Risiko mehr einzugehen mit seinem Hund den man einfach nicht mehr versteht. Nicht nach einem Trainer und schon gar nicht nach einigen weiteren mehr. Wem soll man glauben wenn der der draufhaut und der der Kekse reinsteckt am Ende beide mit den Schultern zucken und die Schuld dem anderen geben?“ Von Anfang an alles falsch gemacht! Ihr habt den Hund versaut, es ist zu spät!“.
So kam Picasso zu uns. Rottweiler, jung und verwirrt. Bereit für einen Auftrag, bereit für den Befehl aber eben auch bereit auszuholen wenn Zusammenhänge nicht passten.
Therapieansatz: Fresse halten und zwar alle.
Stille musste einkehren um einen Hund der mit Zuspruch auch Probleme auf sich zukommen sah. Der Nähe zum Menschen mit einem klaren Anfang und Ende kannte und durchdrehte wenn man die Hand nicht im bekannten Ritual bewegte. Ein Rottimann der Kommandos konnte und ausführte wie vom Militär- der danach aber nicht wusste wie er sich weiter verhalten sollte. Ein Hund unter dessen Konditionierungskruste so viel mehr soziale Intelligenz und Sensibilität verborgen lag die den ganzen Umgang mit „Nein“ und „Feini“ derbe in Frage stellte. Und Nein lieber Picasso das ist es zum Glück nicht gewesen und auch nicht die einzige Kompetenz die wir Menschen haben. Aber der Weg daraus war lang und still. Blicke, Gestik eben die nonverbale Kommunikation. Picasso begann sich zu orientieren anstatt von irgendwelchen Lernmustern aus zu gehen. Er lernte sich anzuschliessen und in die gleiche Richtung zu denken statt zu erwarten.
Anders als bei vielen unserer Insassen hatten wir es bei Picasso nicht mit einem Hund zutun, welcher mit Überzeugung gegen Menschen ging oder an der Strategie beissen, drauf scheissen und an der Leine reissen Gefallen gefunden hatte. Er ist vielmehr ein Hund der hinterfragt und in seiner Sturm und Drang Phase einen leichten Anflug von Status klärendem Ausschlag hatte. Den Vater der Halterin biss er als er sich ihm beim Besuch in den Weg stellte und mit Freigabe Zeichen im glauben der Hund sei nun auch positiv gestimmt zu diesem hingeschickt wurde. Picasso ging natürlich hin und reagierte relativ ungehemmt als er auf den Kopf gefasst wurde. Den Halter biss er in defensiver Motivation. Nach der „Prügelei“ im Hundetraining flüchtete er zu Hause auf seinen Platz, den er als Zuweisung, gleichermaßen aber auch Ressource kannte. Denn liebe Leute nur weil der Hund bei Besuch auf seinen ihm zugewiesenen Platz geht und Besucher anschaut heisst dies nicht dass er sich auch gleichermaßen über diesen freut. Als der Halter sich also mit reichlich schlechtem Gewissen näherte verwies Picasso ihn unmissverständlich.
Leider hat Picasso in seiner Trainerhopping Zeit gelernt Menschen zu differenzieren. Er weiss wann jemand unsicher wird und reagiert prompt mit Abwehr. Hunde wie Picasso sind zweischneidige Schwerter. Sie haben einen absolut treuen und loyalen Kern jenen Menschen gegenüber von denen sie überzeugt sind. Aber den Respekt muss man sich erarbeiten und natürlich ist dies mit Risiken verbunden. Das Anlegen eines Maulkorbes zum Beispiel kann komplett eskalieren wenn man ihn nicht genau im Blick hat, de
nn er kommt dabei immerhin in eine Bedrängnis Situation und wird „entwaffnet“. Sieht man plötzlich das Weisse in seinen Augen, bemerkt den Frost der durch die Hände wandert und zieht dann nicht durch greift er an. Nessy macht diese Übung im Schlaf, Praktikanten und auch Trainer in Ausbildung lernen hier zum ersten mal wie sich der Gedanke : „Ich glaube der Hund hasst mich“, anfühlt. Warum machen wir sowas mit dem armen Hund? Picasso ist kein Menschenhasser. Wenn er sich zwischen Teilnehmern eines Seminars bewegt und sich mittlerweile auch anschmust weil er sich menschliche Nähe einfach gerne von sich aus abholt, will immer keiner glauben dass es diese zweite Seite gibt. Und mittlerweile können wir sagen verschwindet diese auch tatsächlich. Picasso lernt Kommunikation, lernt Konflikte zu lösen und dass es immer eine Möglichkeit gibt sich mit Menschen zu verständigen. Den Maulkorb aufzuziehen ist dabei aber immer eine wichtige Lektion da A) Menschen lernen und B) Nessy nicht unsterblich ist und darauf besteht, dass ihre Hunde auch für andere händelbar sind. Picasso kennt die Übung mittlerweile und orientiert sich hier nur noch an den Emotionen der Leute, heisst er spiegelt. Bei unsicheren Menschen dauert es demnach länger als bei jenen die selbstsicher mit ihm umgehen. Gassi gehen sie danach aber alle mit ihm und er liebt sie dafür. Man sieht demnach einen fröhlich zur Übung hinhüpfenden Showmaster, Blenda Med werbeverdächtiges Material und einen mit Maulkorb gesicherten Rottimann der einen schwitzenden aber stolzenden Menschen mit zum Gassi nimmt.
Picasso ist nicht Öffentlichkeits tauglich und auch nichts für Menschen die ihre Beziehung zum Hund über Kommandos definieren da ein „Feini“ bei ihm nach wie vor eine entsprechende Aura sorgt wo ein Funke reicht damit der Himmel brennt.
Picasso ist Nessys Hund und rechte Hand wenn es um Hundegruppen und darum geht Regeln zu etablieren. Er ist zu einem entspannten Rottweiler herangewachsen der nach der Pensionierung von Bruno Berserk Anwärter für dessen Posten ist. Bereits zwei mal ist es Picasso zu verdanken, dass Nessy ihren Arsch noch hat. Und das obwohl Picasso dafür ordentlich eingesteckt hat und Nessy ihm dann wiederrum den Arsch retten musste. Die zwei sind sich einig was Hundehaltung und etwaige Erwartungshaltungen angeht. Picasso ist kein Eigentum, er hat kein Branding „Mein Hund“ , er ist vollwertiges Mitglied der Hellhound 666 Crew und Entwicklungshelfer für jeden der was mit Hunden machen will. ?
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Haddock
Haddock brachte die Wende in die Foundation. Nessy händelt und polt ja bereits seit einigen Jahren schwierige oder verhaltensauffällige Hunde um. Mal im Verein, mal für Vereine, mal für Halter, mal alleine und irgendwie immer in der Annahme, dass solche Hunde sicherlich eher auf Ablehnung stoßen würden. Das gute daran, man wird einfach nicht mit massig viel Elend und Bedarf konfrontiert, das schlechte- Tierärzte und deren Rechnungen zwingen einen öfter im Monat zum Fasten. Als also der WDR anrief und für das Format „Tiere suchen ein zu Hause“ anfragte ob die Hellhounds einem Malinois namens Haddock aus einem Tierheim im Elsass und damit auch die Flucht vor der Euthanasie ermöglichen könnten, ging eine ungeahnte Reise los.
Haddocks Geschichte ging beim Züchter in Frankreich los. Als Welpe an ein Pärchen vermittelt, war er zwar Familienmitglied, wohl aber auch dazu gekauft worden den eigenen Status aufzupolieren…wies halt so is wenns fürn Benz nicht reicht.
Haddock lernte irgendwie nichts außer an der Leine zu ziehen. Als Familienzuwachs durch Schwangerschaft dazu kam, verbannte man Haddock aus der Wohnung in den Garten. Da er damit aber sehr unzufrieden war und solang bellte bis jemand reagierte, wurde er schon bald in ein entlegenes Gartenstück gebracht und lebte dort fortan wild. Typisch Mali gelang es ihm aber schon bald die Umzäunung des Grundstücks zu überwinden, welches vermutlich mit Stacheldraht versehen war, da er an der Innenseite von Beinen und Bauch massive langgezogene Narben aufweist.
Haddock war hochgradig frustriert und verwildert. Wenn er streunte, vermutlich um nach Hause zu finden, lief er Leuten nach. Sobald diese allerdings versuchten nach ihm zu greifen biss er zu und verschwand. Beschwerden bei der Polizei und Meldungen beim Tierschutz liessen nicht lange auf sich warten und so entschloss sich der Halter Haddock durch einen Tierarzt einschläfern zu lassen. Haddocks Glück war jedoch dass dieser Angst vor dem imposanten Rüden hatte und sich, nachdem Haddock ihn beissen wollte unverrichteter Dinge verzog. Angebunden an einen Pfeiler versuchte der Halter ihn mit einem Spaten zu erschlagen, brachte es aber nicht über sich und sperrte den Hund in einen auf dem Grundstück stehenden Frachtcontainer.
Haddocks Fall hatte aber bereits unter Tierschützern die Runde gemacht und als diese das verzweifelte Bellen aus dem Container hörten wurde Haddock vom Tierheim zusammen mit der Polizei befreit. Der Einsatz war riskant und musste mit zwei Fangstangen durchgeführt werden, in die sich Haddock mehrere Male verbiss und den Gummischutz am Ende der Stange abriss. Die Stange zerschnitt ihm bei einer weiteren Attacke sämtliche Nerven auf de linken Gesichtshälfte und es blieb eine entsprechende Narbe zurück.
Mit vereinten Kräften schaffte man es dennoch ihn in Tierheim und dort in einen der Sicherheitszwinger zu verbringen. Man gab ihm Zeit anzukommen, gab ihm Futter und Tabletten gegen Parasiten und die Verletzungen. Doch Haddock blieb misstrauisch und stets bereit anzugreifen. Ein Herankommen war unmöglich da er sich auch bei Zuspruch und gutem Futter sehr aggressiv zeigte.
Back @ Niedersachsen bereitete ich grade den Passat CL 35i auf einen Ritt nach Frankreich vor. Wasser, Öl und eine Priese Sand, im achten Monat schwanger und ungewiss auf was ich mich da grade eigentlich eingelassen hatte. Maulkörbe, Fangleinen, Leckerli- irgendwie krieg ich den schon. Der Plan des WDR war, dass Haddock in Frankreich gesichert würde und man dann zurück in der Foundation seine Ankunft filmen würde. Das hiess das wir an einem Zeitplan orientiert ausrückten und in der Tat die ganze Strecke hin und zurück sowie Haddocks Sicherung an einem Tag durchführen sollten. Na ja mit einem halbwilden knapp 56 cm hohen Malinoi ein Hotel aufsuchen war auch irgendwie kein Gedanke wert.
So fuhren ich und meine damalige Kollegin Eileen los um den jungen Mann abzuholen. Nach guten 6 Stunden und guter Dinge im Tierheim angekommen dann die Erkenntnis- aha hier sprechen alle französich und keiner von uns beiden kanns. In dem Moment kam ich mir vor wie ein typisch Deutscher Pauschalurlauber, der empört ist weils am karibischen all inclusive Frühstücksbuffet keine Gesichtswurst gibt. Willkommen außerhalb der Bubble Miss Hellhound… Na gut Englisch und Hand und Fuß funktionierte aber also machten wir das Beste daraus.
Man warnte uns mehrfach vor ihm und zwei der Mitarbeiterinnen waren sehr skeptisch was unsere Idee anging ihn mit der Leine fangen zu wollen. Man bot mir einen Vollschutzanzug an den ich aber ablehnte, da die Zwingertüren zu schmal und eckförmig zuliefen, dass ich fürchtete dass er sich entweder durchdrücken würde oder ich stürzte und ohne Schutz am Kopf dann wohl ein Fall für die französischen Chirurgen wäre. Haddock sprang ans Gitter, tänzelte auf den Hinterbeinen und fetzte sämtliche Leinen die wir in seine Zwingerbox von höchstens 4qm hielten, immer mit wachsamem Auge darauf wohin er seinen Blick grade richtete damit er keinen Arm erwischte. Eine ziemliche Herausforderung stellte dabei die linksseitige Gesichtslähmung dar, da er dort ein stets entspanntes Display hatte.
Nach einer Stunde Kampf hatten wir kein Ergebniss außer dass Haddock am Zahnfleisch blutete weil er ziemlich heftig in die Gitter gebissen hatte. In der Annahme dass die Leine für ihn der Horror war wegen seinen Erlebnissen mit den Fangstangen, versuchten wir es also erstmal mit dem Maulkorb, denn dieser war unabdingbar. Hier hatten wir bereits Maulkörbe mit Leberwurst bestrichen, denn Haddock aß während der ganzen Tortur tatsächlich noch. Gänseleberpastete 1,2,3 und irgendwann ohne weitere Beachtung fanden ihren Weg in seinen Schlund. Haddock am Kopf anfassen, unmöglich. Nach einer weiteren Stunde einem zerbissenen Maulkorb, entschieden wir uns ihn auch auf Drängen der Leitung hin zu sedieren. Die Tabletten waren dank Leberpastete schnell drin und wir ließen ihn 45 min ruhen in der Hoffnung er sei dann mit etwas weniger Volt unterwegs.
Wir bekamen Sandwiches und Kaffee und brabbelten denglisch mit einem Ehrenamtler der uns tatsächlich gut verstand.
Nach 45 Minuten dann die Ernüchterung. Haddock lag im Zwinger, als er uns sah sprang er auf und knurrte direkt wieder. Er war wackelig wie ein besoffener Boxer aber sehr gerichtet wenn er nach vorne ging. Es gelang dann aber ihn mit einer Fangleine zu sichern als er stolperte. Schnell zogen wir ihn an den Zwinger ran und ich betrat den Zwinger um ihm eine weitere Leine um sein Becken zu ziehen, damit er sich nicht in die Schlinge am Hals fallen ließ und seinen Kehlkopf drückte. Haddock geriet wie voraus gesagt in Panik, also war Eile geboten. Der Maulkorb war mit Griff ins Genick schnell drauf als ich merkte, dass sein Körper nach gab und er in die Leinen stürzte. Er war atemdepressiv und ohnmächtig geworden.
Allen stockte der Atem, damit hatte keiner gerechnet- hatte der Hund ein Bild vom nordischen Fenris Wolf persönlich im Zwinger abgelegt. Ich riss ihm Maulkorb und Leinen runter und holte ihn via Herzdruckmassage und Mund zu Nasenbeatmung zurück.
An dieser Stelle sei einmal gesagt, Bungeejumping ist ein feuchter Furz gegenüber dem Adrenalin und der Berg und Talfahrt an Emotionen die man hat wenn man mit einem Wahnsinnigen in einem Käfig eingesperrt um dessen Leben kämpft. Haddock kam zurück, atmete, riss die Augen auf und hatte sofort den Maulkorb im Gesicht. Ich hab noch den Frauenarzt im Ohr der mich ermahnte bitte nichts schweres zu heben als ich Haddock hochhob und in den Passat brachte.
An dieser Stelle sei gesagt, dass meine Tochter ein sehr starkes, in sich ruhendes Mädel geworden ist.
Wir bedankten uns und zischten ab. Was ne Schlagzeile, Hellhounds bringen Hund um…schöne Scheisse. Ne also dann lieber den Kopf verlieren. Haddock war genauso platt und die Heimfahrt blieb ruhig. Zu Hause angekommen- Kamera in der Fresse. Ich sah den ganzen Beitrag aus als wäre ich den Tränen nahe und Haddock war so high dass er sich nach dem Aussteigen und Pippi machen einfach in meine Arme fallen ließ und besoffen wie er war mit der Rute wedelte. Nach außen hin gaben wir das perfekte Bild ab- emotional gerührte Tierschützerin und der dankbare nun gerettete Hund. Dabei wars nur ein Waffenstillstand weil ein Warlord einfach mental im Arsch war und der andere komplett zugedröhnt.
Bereits wenige Stunden nach dem ausgestrahlten Beitrag aber ging die Bombe hoch. Das Telefon stand nicht mehr still und der Kontostand war bereit für den Deckel in der Tierklinik. Pakete erreichten uns und Dankesschreiben. Menschen waren gerührt. Die Kehrseite des ganzen traf uns aber dann wie eine Wucht. Elend. Menschen die von ihren Hunden zerbissen wurden, denen der Vermieter mit Rausschmiss drohte, Hunde die bereits Termine zum einschläfern beim Tierarzt hatten und derart krasse Geschichten erreichten uns am Telefon genauso zahlreich wie auch per Mail und Facebook.
Und Hadock mitten drin, natürlich wieder nüchtern und immer noch auf der Kippe ob er Menschen jemals wieder etwas abgewinnen könnte oder eben nicht. Ein knappes Jahr später zogen wir auf Grund einer Trennung von meinem damaligen Partner alle nach Hörpel um. Haddock hatten wir in der Zwischenzeit kastrieren lassen, da er in der Hundegruppe immer wieder als Prügelknabe auserkoren wurde – kastrierte Rüden mögen meist keine Eierträger, was mitunter sehr gefährlich werden kann für Vollrüden. Haddock war mittlerweile gut mit Maulkorb zu sichern und stellte sich auch ansonsten zumindest gegenüber mir sehr artig an.
Typisch Mali klebte er nach einigen Monaten an mir und begann alle anderen Menschen fern zu halten. Sehr zum Leidwesen der damaligen Mitarbeiterin welche von ihm in den Arm gebissen wurde, da sie sich zur selben Zeit wie ich mit Haddock in einem Gehege aufhielt. Hunde sind in vielen Belangen an das Wort Sicherheit gebunden. Haddock wurde von mir durch sein eigenes Jammertal gebracht und obwohl wir sehr krasse Momente miteinander hatten war der Ausgang doch immer, dass ich ihn weiterbrachte und führte. Er wurde in all seinen Attacken, seinem Unwillen und Kampf mit Situationen die er nicht kannte von mit begleitet und getragen. Er hatte in mir also einen Menschen gefunden der stabil neben ihm stand, womit er leider so umging dass er begann mich zu verteidigen. Wenn einstige Einzelkämpfer mit derartigem Verhalten anfangen spricht dies für Entwicklung. Allerdings ist es fatal, auf diesem Level in Stillstand zu geraten, da man so einen absolut abhängigen und auf einen Menschen fixierten, immer noch instabilen Charakter erschaffen würde. Ein Phänomen was es in Tierheimen oft gibt, wenn sich ein Tierpfleger oder Gassigeher mit viel Geduld und Mühe an einen einst unnahbaren Hund herankämpfen und dann die einzig zuständige Person für diesen Hund sind. Kommt dann etwas dazwischen wie z.B. Krankheit oder Versetzung dieser Person in ein anderes Heim, bleibt ein psychisches Wrack im Zwinger zurück welches ziemlich schnell auf Grund mangelnder Lebensqualität eingeschläfert werden würde.
Es liegt hier also bei aller Ehre die einem da als Mensch von Seiten des Hundes entgegen gebracht wird in unserer Verantwortung den Hund in seiner Entwicklung vor ran zu bringen. Ich baute also zu Haddock eine Beziehung auf, zeigte ihm Umweltreize und was das Zusammenleben mit Menschen an Herausforderung aber eben auch Vorteilen bereit hielt und brachte ihn dann auf Abstand zu mir und hin zu den anderen Hellhounds. Haddock ist mittlerweile also von allen händelbar und gut zu führen. Im Jahr 2018 dann kam der Anruf einer Freundin aus Österreich. Sie war sehr erfahren im Umgang und Handling verhaltensauffälliger Malis und wollte ihm und Arco einem Malinois Schäferhund Mix ei neues zu hause geben. Mit Arco, der in Hundegruppen einfach überfordert war und immer mehr abbaute würde sie ihn in ihrer kleinen Gruppe arbeiten, Haddock sollte aber ein für immer zu Hause bei ihr finden. Zugegeben fiel es mir nicht leicht nach allem was wir zusammen durchgemacht hatten… aber wenn man so anfängt verpassen Hunde einfach Chancen und so schön das Leben in einer wilden Hellhoundhorde auch sein kann, so ersetzt es doch niemals die Aufmerksamkeit und Liebe eines einzelnen Menschen, der einen Hellhound adoptiert und diesen mit seiner Geschichte annimmt und ihm Raum und Sofa dafür gibt.
Gesagt getan. Der Passat streikte in letzter Minute also musste ein Leihwagen her, der zum Glück von beiden Hunden auf der Reise nach Kärnten nicht umdekoriert wurde. Am Wörthersee angekommen, fuhren wir eine kleine kurvige Straße hoch und landeten vor einem malerischen kleinen am Berg gelegenen Haus mit Grundstück und lernten 4 der 7 dort stationierten Malis kennen. Haddock und Arco bekamen Einzelzimmer mit Blick auf den See und Birgit und ich hatten eine amüsante und angeregte Unterhaltung über Tierschützer und Malis die sämtliche Romantik aus diesem Unternehmen herausnahmen. Wir verabschiedeten uns herzlich und blieben in Kontakt. Immer wieder kamen Fotos und Videos von Haddock und Arco und da Birgit bereits unseren Pecco eine tolle Zeit beschert hatte bis er wirklich altersschwach war und wegen Knochenkrebs erlöst werden musste fuhr ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge nach Hause. Das Jahr 2018 verstrich, 19 brach an und wir hatten Probleme. Birgitt informierte mich dass Arco wohl Giftköder gefressen habe und Krampfanfällen erlegen war und dann waren da 85 Hunde, Fernsehbeiträge und eine Anzeige von einem anderen Projekt für schwierige Hunde am Arsch. Was wir damals noch nicht wussten, es gab für dieses Problem eine Verlinkung nach Kärnten, denn beide Tierschutzorgas hatten Hunde bei Birgit. Und unsere Malifreundin redete auf unserer Seite schlecht über das Projekt und bei genanntem Projekt schlecht über uns und heizte die Stimmung ziemlich auf. Die Hellhounds polarisieren und das taten sie schon immer. Wir sind unangenehm weil wir wie Sesamstraßen-Oskar aus der Mülltonne des Tierschutz sprechen, kritisieren und arrogant wirken. Durch Medien gepusht wirkt es als gäbe es nur uns für diese Hundetypen (was ehrlich gesagt fatal wäre angesichts der dann vielen getöteten Hunde) und wir provozieren und Überfahren öfter mal auf dem Weg der eben nur die Richtung „Nach Vorne oder ungebremst steil Berg ab“ kennt.
Abgelenkt und etwas aggro verlor ich Birgit aus den Augen und fiel nicht nur ein Stockwerk als mich eine Pension in Ungarn kontaktierte ob ich einen Hund namens Haddock kennen würde. Dieser wäre von seiner Halterin mit 10 anderen Hunden in der Pension zurück gelassen worden und man plane ihn einzuschläfern, da er nicht händelbar sei. Ich rief Birgit an und diese versicherte mir dass dies nur vorrübergehend sei, da sie grade am renovieren sei und die Hunde ausgeparkt habe. Eine befreundete Hundetrainerin in ihrer Nähe bestätigte dies da sie selbst zum Streichen dort gewesen sei. Ich wurde misstrauisch da sich die Aussage von Birgit nicht mit der der Pension deckte und so sagte ich zu Haddock dort so schnell es eben ging abzuholen- auch wenn ichs nicht durfte, da wir wegen der Anzeige grade vom Veternäramt einen Aufnahmestopp während der Überprüfung der Vorwürfe verhängt bekommen hatten. Bereits 11 Stunden später meldete sich die Pension, man habe über Nacht alle Hunde aus den Zwingern geklaut.
Eine Woche später dann der Horror. Als Birgit und der besagte mutmaßlich feindliche Verein mich gleichzeitig anriefen und zwei Geschichten erzählten. Am 15.07.2019 wurden in einer verfallen Ruine außerhalb, 35 Hundekadaver in Müllsäcken gefunden. Ein Großteil waren Malinois. Die Hunde wurden einer privaten Tierschützerin zugeordnet welche seither nicht auffindbar zu sein schien. HADDOCK!
Man habe im Haus einen Impfausweis mit seinem Namen gefunden. Man suche jetzt nach Birgit. Es sollen wohl noch Hunde leben und in einem geliehenen Hundeanhänger mit Birgit auf der Flucht sein.
Wenig später dann ein Anruf von Birgit aus der Wache der Autobahnpolizei. Man hatte sie aufgegriffen. Sie verlor kein Wort über die toten Hunde, schien nur besorgt über die Hunde in ihrem Auto und dem Anhänger, fragte ob die Hellhounds diese 11, darunter auch Haddock, aufnehmen würden damit der andere Verein diese nicht in die Hände bekommen würde. Ihre Abscheu galt den Damen, da diese sie auf der Autobahn aufgestöbert und an die Polizei übergeben hatten. Wen der Fall interessiert es gibt hierzu eine Facebookgruppe die sich unter „150719“ mit dem Fall beschäftigt.!! Triggerwarnung!!
Es war 23 Uhr als ich in unseren Jumper sprang und an die südlichste Grenze von Deutschland raste, zum helfen was zu helfen war und um Haddock da raus zu holen. Auf der Fahrt musste ich mich konzentrieren nicht einfach vor lauter Wut in den Gegenverkehr zu rasen. Ich konnte es nicht fassen und hasste mich selbst. Haddock schürte schon immer Emotionen, diese schienen nun aber grade komplett zu entarten. Wie kann man sowas verhindern ? Was hab ich falsch gemacht ? Warum habe ich vertraut? Hätte ich das verhindern können ? Wenn ja WIE ZUR HÖLLE! Wenn es eine Emotion über Wut gibt, dann weiss ich jetzt wie diese sich anfühlt.
Birgit hatte mir und auch anderen Vereinen wohl immer das nette Berghaus gezeigt und die Hunde dann zu der Ruine gebracht. Was genau passiert ist und warum die Hunde so endeten werden wir wohl nicht erfahren. Ob Arco und Pecco damals auch Opfer eines psychischen Ausrasters geworden sind vermag ich nicht zu sagen aber sie werden in dem Rucksack den ich trage für immer ihren Platz haben. Die ganze Geschichte war für mich und heute mit genug Abstand betrachtet einfach der klarest Warnhinweis dafür wie kaputt das Anliegen Tierschutz eigentlich mittlerweile. Eine riesige Plattform an Menschen welche aus unterschiedlichsten Motiven und Beweggründen ihren Platz an dem Strang suchen an dem angeblich alle ziehen. Anfeindungen, Neid, Missgunst und ein stetig währender Konkurrenzkampf mit Currywurst aus Massentierhaltung an Sommerfesten. Für mich ist die Bezeichnung Tierschützer damit offiziell zum Schimpfwort und Unwort des Jahres 2019 mutiert aber zurück zum Transporter voller Malis. Angekommen im Tierheim welches Zusagte die Hunde aufzufangen standen alle zusammen vor übereinander gestapelten, misstrauisch dreinschauenden, Seelen welche auch nicht so recht wussten wie, lediglich Haddock kläffte sich einen zurecht, wie er das eben schon immer getan hat und es kam, bei Mr. Twoface auch mal wieder drauf an auf welcher Seite man stand um frühzeitig eine Gemütsveränderung feststellen zu können. Natürlich konnte die Foundation nicht alle aufnehmen, denn dann würden im Heidekreis die Scheiterhaufen aufgebaut. So half ich verrutschte Maulkörbe zu richten und Hunde auszuladen ehe ich zu Haddocks Kiste vordrang. Die Stimmung war irgendwas zwischen sensiblem Frieden und „Ich weiss eigentlich gar nicht was wir gegeneinander haben – lass erstmal die Hunde befreien jetzt“.
Natürlich wurde ich erstmal angefletscht. „Ach egal, heim jetzt- dann beisst er mich halt- verdient hätt ichs. Kiste auf, Mali fliegt raus, an mir vorbei und zerrte mich erstmal die Straße hoch und raus in den Wald. Ja tschüss dann!, konnte ich noch so um mich werfen. Und das ist das faszinierende an Hunden, grade aus der Hölle zurückgekehrt brauchen sie kein Mitleid, haben keine Meinung- sie machen halt erstmal was für sich. In Haddocks Fall war das pullern, sich in Fuchskacke wälzen und dann komplett befriedigt in den Bus zu springen und mit mir nach Hause zu fahren. Ich hab die ganze Heimfahrt geheult, hab angehalten um vor lauter Stress eine Runde hinten im Bus bei meinem nach Fuchskacke stinkenden Hund zu pennen und dann weiter zu fahren und wieder zu heulen.
Und ja man hätte jetzt auch 4 Seiten Hass und Schuldzuweisungen schreiben können aber der einzige Mensch dem ich dafür ans Bein pissen möchte bin nach wie vor ich selbst, denn ich habe Haddock vermittelt und ihn dann auch ein zweites mal retten müssen. Vor meiner Naivität und einem weiteren Menschen der irgendwann mal mit guten Absichten angefangen hat Hunden zu helfen die andere wie Müll behandelt haben weil sie ihre Erwartungen nicht erfüllen konnten. Das sie selbst mal so enden würde hat sie sicherlich nicht geglaubt und leben konnte sie nur weil wir es auch nicht für Möglich hielten. Gäbe es DEN TIERSCHUTZ, den immer alle rufen wollen wenn sie Missstände aufdecken, also ein Netzwerk von Menschen die wirklich alle das selbe wollen hätten wir ihre Kritiker in Österreich wohl eher kennen gelernt und vielleicht auch erfahren das andere Tierschutzvereine dort Hunde hingaben- die Angabe von angeblichen 8 gehaltenen Malis also nicht stimmen könnte. Aber diesen Tierschutz gibt es nicht und so kämpft jeder für sich allein und trägt sein Päckchen oder nimmt es eben nicht an.
Was Haddock angeht, er hat sein für immer zu Hause gefunden! Bei mir auf der Couch. Er flaniert hier durch die Hundegruppen, schüchtert Praktikanten ein und ist alles in allem wie ein mittelalter, reifer Stinkekäse der einen immer wieder penetrant erinnert dass er da ist. Man muss ihn einfach lieben.
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Bruno
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Erna

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Flex
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Katze
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Jack
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